gerade habe ich gesehen, dass mein letzter blogbeitrag 4 monate alt ist. es scheint fast, als wäre vier monate lang nichts los gewesen, aber das gegenteil ist der fall.
man steckt im hamsterrad, jongliert viele bälle in der luft und dann bleiben dinge wie dieser blog übrig und man kann es nur bedauern.
warum ist das so?
da ist zum einen die arbeit selbst. die branche in der ich arbeite steckt in schwierigkeiten, in großen schwierigkeiten wie ich meine. die honorare sinken, bei gleichzeitig steigenden erwartungshaltungen. es gibt einen ungeheuren gap zwischen ein paar dutzend größeren agenturen und 99% der kreativen der branche. dieser gap drückt sich philosophisch aus, aber auch in der art wie man mit kunden umgeht, sie betreut und leistungen für diese abrechnet.
ich engagiere mich aber auch in der standesvertretung und wenn man das ernst nimmt und tatsächlich etwas bewegen will, dann werden die arbeitskreise immer mehr, in denen man sitzt, dann werden die gremien mehr, in denen man mitreden darf, dann werden die projekte größer, die man bewältigen möchte. und weil ich schnell bemerkte, dass die arbeit in der wirtschaftskammer bzw. in der fachgruppe werbung wien strukturen unterworfen ist, die mit dem wort konservativ noch schmeichelhaft umschrieben sind, gründete ich mit gleichgesinnten vor rund 3 1/2 jahren die initiative neue wirtschaft. auch das kostet natürlich zeit, wenn man etwas bewegen will.
und das will ich. auch nach fachgruppenausschusssitzungen wie der letzten, bei der wieder große ideologische unterschiede offenbar wurden.
fachgruppenausschuss
vom wirtschaftsbund und seiner noch immer unter dem trauma des amstverlustes leidenden fraktionsvorsitzenden kraft-kinz ist nicht viel zu erwarten, der stinkefinger von kollegen florian lazslo war noch der wertvollste debattenbeitrag und sagt viel über bürgerliche manieren und erziehung aus.
anders zu bewerten sind meine freunde von den unos. sie haben sich neu ausgerichtet oder aber haben auch einfach wieder zu ihrem ursprung zurück gefunden, genau weiß ich das nicht. konkretes höre ich leider kaum von ihnen, also von einer idee für die branche, eine initiative die wir gemeinsam angehen könnten, zum nutzen der rund 10.000 mitglieder der fachgruppe werbung. ich höre und lese jedoch viel von zwang. es geht um zwangsmitglieder, zwangsbeiträge, zwangsveranstaltungen, zwangssponsoring, zwangsbildung, zwangsservive, zwangspublikationen und um zwangs-was-weiß-ich. das ist schon ein wenig manisch. ich kann verstehen, dass man dem system wirtschaftskammer skeptisch bis sogar ablehnend gegenüber steht. wenn man dann aber einen jeden beschluss, den man als fachgruppe beschließen möchte, ablehnt, weil man dafür „zwangsbeiträge“ verwenden müsste, dann wird es unsinnig. wenn dann sogar versuche wirklich sinnvolle weiterbildungsmöglichkeiten für unsere mitglieder zu schaffen, als zwangsbildungs diffamiert werden, dann wird es skurril. ich stehe sicherlich nicht für die verschwendung von beiträgen, aber ich bin sehr dafür, dass wir das geld der mitglieder der fachgruppe, das wir nach besten wissen und gewissen verwalten, an die mitglieder in verschiedenster form wieder zurückfließen lassen. ein sparverein sind wir nicht. darum konzipieren wir eigene veranstaltungsformate wie welcome lounge, kreativfrühstück, medientalk oder den tag der marktkommunikation und jeder der das professionell macht, weiß, das kostet geld. und gerade als fachgruppe werbung sollten wir kein preisdumping begehen, sondern faire honorare für dienstleitungen bezahlen.
schwarze schafe
das führt mich zu zwei beispielen aus den letzten monaten, die sehr exemplarisch für den sittenverfall stehen, mit dem wir so sehr zu kämpfen haben. es geht nicht zum ersten mal um ausschreibungen und um sogenannte wettbewerbe, die ordentliche pitches ersetzen.
da gab es zum einen die „ausschreibung“ des volkstheaters, die mich zu einer reaktion in den sozialen medien veranlasste. daraufhin holte das branchenmagazin horizont weitere stellungnahmen ein. die erklärungen des volkstheaters, haben mich ein weiteres mal zu tiefst verärgert, weil sie aufzeigen, wie wenig grundlegendes verständnis es für kreative dienstleistungen gibt. der hinweis, man würde entgegen der eigenen aussschreibung ja „nur“studierende suchen, offenbart ein grundlegendes moralisches problem, das wir entschieden aus der welt schaffen müssen. am ende des tages steht ein kreatives werk, das man verwenden will. es ist vordergründig vollkommen irrelevant, von wem es erbracht wurde. der wert besteht im nutzen des werkes, seiner anwendung und hängt natürlich auch von der größe des auftragsgebers ab. dass man basics wie honorar und nutzungsrechte, copyrights nicht auseinanderhalten kann, gehört leider zum gesamtbefund dazu.
ein monat später lässt mich der horizont selbst verzweifeln, lobt er doch einen „wettbewerb“ aus, den es in dieser form nicht geben dürfte. immer dann wenn statt geld, gutscheine, ruhm und ehre versprochen werden, dann ist das kein wettbewerb, an dem man teilnehmen sollte. dass sich ein namhafter vertreter der branche daran beteiligt und ein branchenblatt das ganze bewirbt macht es nicht besser, ganz im gegenteil. auch hier werden kreative dienstleister wie selbstverständlich mit fans und hobbygrafikern in einen topf geschmissen, womit wohl der wert der arbeit gemindert werden soll.
als interessensvertretung dürfen wir nicht länger zusehen, wie diese missstände immer häufiger und breiter auftreten, daher freut es mich sehr, dass wir auf diesem feld wieder aktiv werden wollen. als fraktion team werbung wien, haben wir ja versucht den schwarzen schafen der branche weiterhin auf den fersen zu bleiben.
wiener gebietskrankenkasse
zum schlusss wieder an den anfang, zu den vielen gremien und aufgaben, die man annimmt. ich wurde in den vorstand der wiener gebietskrankenkasse entsandt und will mich dort vor allem um das thema werkverträge / subunternehmertum / scheinselbständige annehmen. der wandel in unserer branche, aber auch in der arbeitswelt an sich bringt neue formen der arbeit mit sich. viele davon entstehen aus der not oder sind unter den derzeitigen strukuren nicht mehr anders bewältigbar. daher will ich mich für jene kolleginnen und kollegen einsetzen, die von der wiener gebietskrankenkasse geprüft wurden und deren werkverträge nicht anerkannt wurden. ich meine damit vor allem jene, die als epu oder microunternehmen freelancer beschäftigen, um einzelne projekte umsetzen zu können. hier brauchen wir mehr verständnis der gkk und einen dialog der lösungen ermöglicht, die nicht den finanziellen ruin der betroffenen bedeuten.
es gibt noch viel zu tun. das treibt an.