Keine drei Buchstaben mehr

gestern war es wieder soweit, der cca lud zu seiner gala ein und zum ersten mal seit vielen jahren, war ich nur gast und nicht mehr teilnehmer. dass unsere entscheidung als halle34 nicht mehr an kreativwettbewerben teilzunehmen mit einem typisch österreichischen skandal rund um diesen wettbewerb einher ging, bestätigte unsere ansichten. verletzte eitelkeit spielte für unsere entscheidung keine rolle, obwohl eitelkeit sicher eine antriebsfeder war, über die jahre seit 2003 bei verschiedenen kreativwettbewerben mitzumachen. es war vielmehr die erkenntnis, dass es uns als unternehmen nichts bringt, es kostet nur (zeit wie geld).

als ich 2006 in die halle34 einstieg, war ich zusammen mit meinem damaligen partner in der firma beseelt von der idee, tolle arbeiten umzusetzen, diese mit anderen messen zu lassen und dachte, wohl reichlich naiv, wenn es uns gelingt zu den besten zu gehören, dann würden kunden zu uns kommen, um von uns beraten und betreut zu werden. das ist nicht passiert. sehen wir von der einen ausname ab, als ein großes wiener kulturfestival mehr oder weniger unsere dienstleistungen ohne honorar haben wollte. sonst blieb das telefon still.
es blieb auch still, als wir beim d&ad ausgezeichnet wurden und es blieb still, als wir regelmäßig beim adc deutschland reüssierten.

man kann nun einwenden, das ist nicht die aufgabe von kreativwettbewerben und damit hat man vermutlich auch recht, doch frage ich mich, wofür dann ein slogan wie „kreativität ist gut für ihr geschäft“ steht? für das geschäft der einreicher bringt es wenig bis gar nichts, nicht zuletzt deshalb, weil viele der eingereichten arbeiten nur für diese wettbewerbe gemacht werden. das war für uns, die wir in einer sehr speziellen nische operieren, ein weiterer grund uns nicht mehr zu beteiligen. unsere arbeiten waren zu jedem zeitpunkt 100% echtarbeiten, das hinarbeiten für einen wettbewerb war für uns nie ausgangspunkt unserer überlegungen,
wenn aber wettbewerbe immer mehr zu veranstaltungen degenerieren, die zeigen, was möglich wäre, wenn man könnte, wie man wollte, aber nicht mehr auszeichnen, was wirklich war, dann verlieren sie an wert.

abgesehen davon entwickeln sich gerade die großen festivals wie der d&ad oder auch die cannes lions zu immer größeren unternehmen. der eigentliche grund, das auszeichnen von kreativen höchstleistungen, ist nur mehr mittel zum zweck. im vordergrund steht, damit geld zu verdienen.

der d&ad ist dafür ein gutes beispiel: seit november wurden wir mit emails und telefonaten bombardiert, die uns überzeugen wollten, doch dieses jahr wieder mitzumachen. das ist aber nicht so sehr der wertschätzung uns gegenüber geschuldet, als vielmehr dem bestreben an unsere einreichgebühren zu kommen. wenn man weiß, dass bei einem solchen festival an die 20.000 arbeiten eingereicht werden und man dafür im schnitt rund 300 euro bezahlt, kann man sich leicht ausrechnen, wie hoch der income exklusive sponsoring, ticketpreisen und bartergeschäfte ist.

aber auch wenn das alles so ist und wir uns selbst aus dem spiel genommen haben, so finde ich es weiterhin faszinierend und toll, was kolleginnen und kollegen einfällt und wie breit das spektrum kreativen schaffens ist. auch gestern abend freute ich mich für jene, die ihre erste venus in händen halten durften und diese auszeichnung als ansporn nehmen, weiter tolle dinge zu leisten. großartige arbeiten, die weltweit für aufsehen sorgen, werden weiterhin eine inspirationsquelle sein und unser tun beeinflussen.

zum schluss doch noch einmal persönliche eitelkeit: einreichen werden wir nichts mehr, aber sollten wie je im rahmen der lead awards ausgezeichnet werden, unsere freude wäre unfassbar groß.