seit jahren schon, aber mit nachdruck in den letzten zwei jahren versucht die fachgruppe werbung wien, das thema pitchunkultur zu thematisieren. dafür wurden pressekonferenzen abgehalten, es wurde die initiave „gegen schwarze schafe“ ins leben gerufen, podiumsdiskussionen veranstaltet und auch bei der neuen großen kampagne „plattform kommunikationsinvestition“ spielt dieses thema eine große rolle. kollege martin weinand wurde daher heute auch in den fachgruppenausschuss geladen, um noch einmal deutlich zu machen, was unter pitchkultur oder pitchunkultur zu verstehen ist. seine ausführungen hätten ein paar minuten früher stattfinden sollen, denn dann wäre das pharisäerhafte verhalten der beiden fraktionen von wirtschaftsbund und grüner wirtschaft noch offenkundiger geworden. die wichtigsten erkenntnisse seiner ausführungen lauten: respekt, fairness, transparenz für das gesamte verfahren und für alle beteiligten.
worum geht es? die fachgruppe werbung wien hat für die betreuung einer neuen facebookseite, facelifting der website www.werbungwien.at + neue kommunikationskanäle pitchen lassen. so weit so gut. das ergebnis der präsentation wurde auch schon von kollegen himmer in einer ausgabe des horizont verkündet und ist somit öffentlich. auch ich habe mich im zuge der arbeitsgruppe dem mehrheitsentscheid angeschlossen. doch schon während der präsentationen sind mir einige ungereihmheiten aufgefallen, die ich in den folgenden tagen recheriert habe.
ohne anspruch auf vollständigkeit:
1. eine agentur wurde einen tag vor präsentation ausgeladen, weil der „standort“ wien nicht gemeldet wurde (eine klare verwaltungsübertretung, ob es für eine ausladung reicht, lasse ich dahingestellt). abgesehen davon würde man eben nur wiener agenturen für die wiener fachgruppe beauftragen wollen.
2. einem mitglied (mir) der steuerungsgruppe für den pitch wurde auf schriftliche anfrage, ob es denn ein schriftliches rebriefing gäbe, schriftlich versichert, dass dem nicht so sei, es hätte nur zwei 5-minütige telefonate gegeben. zu diesem zeitpunkt waren noch alle 4 eingeladenen agenturen am pitch beteiligt. doch abgesehen davon war es schlicht nicht die wahrheit, denn eine agentur hatte ein schriftliches rebriefing erhalten. verhält man sich so innerhalb einer steuerungsgruppe / jury?
3. eine weitere agentur gab im zuge der präsentation an „persönlich“ und „telefonisch“ das rebriefing erhalten zu haben.
4. dieselbe agentur verwendete in ihren präsentationsunterlagen wordings und grafische entwürfe einer kampagne „plattform kommunikationsinvestition“, die so noch nicht die öffentlichkeit erreicht hatten.
wenn wir die eigenen regeln ernst genommen hätten, hätten alle 4 agenturen immer alle antworten auf alle fragen bekommen müssen. es muss nachvollziehbar sein und alle sollen denselben stand des wissens haben. es kann nicht sein, dass eine agentur persönliche zugänge hat, eine andere schriftlich gebrieft wird und die anderen gar nichts erfahren. und da es um öffentliche gelder geht, kann es auch nicht angehen, dass mitglieder einer jury nicht die ganze wahrheit erfahren, um es mehr als höflich auszudrücken.
das alles wäre für sich genommen schon schlimm genug, doch das eigentliche versagen der fachgruppe war ihr umgang mit diesen informationen. man wollte sie nicht hören, man empfand die aufzählungen der mängel als lästig und beschloss mit den stimmen des wirtschaftsbundes und der grünen wirtschaft den pitch als gültig anzusehen und infolge zu beauftragen.
ich gebe gerne zu, dass mein vorschlag einer neuausschreibung mühsam wäre und weitere wertvolle zeit gekostet hätte, sie wäre aber die einzig glaubwürdige gewesen. wenn man wasser predigt, darf man nicht selbst wein trinken. zudem wäre es ein sehr mutiger schritt gewesen, zu sagen mea culpa, wir haben fehler gemacht, wir entschuldigen uns und laden neu ein, um ein vorbild zu sein. da das nicht geschehen ist, hat die führung der fachgruppewerbung wien in dieser angelegenheit jede glaubwürdigkeit verloren und mit ihr auch jene fraktionen, die dieses vorgehen nicht verhindert haben.
sollte die oben angeführte aufzählung so nicht stimmen, stehe ich nicht an mich in aller öffentlichkeit zu entschuldigen.