Die Angst vor dem Wort Politik

seit etwas mehr als einem jahr sitze ich nun im fachgruppenausschuss für werbung & marktkommunikation der wirtschaftskammer wien. man sollte meinen es ist ein politisches amt, werden doch listen erstellt und wahlen abgehalten. man leistet einen eid und ist fortan dazu bestimmt interessen zu vertreten.vor langen jahren durfte ich das schon einmal erleben, damals noch als öh-vertreter an meiner fakultät. doch im gegensatz zur hochschülerschaft, haben meine lieben kollegen vom wirtschaftsbund und teilweise auch von der grünen wirtschaft ein wirkliches problem mit dem wort „politik“.

das wundert mich sehr, denn eigentlich dachte ich ja, würden wir interessenspolitik betreiben zum wohle der von uns vertretenen mitglieder. aber vielleicht ist es auch nur so, dass man jene wie mich mit einem totschlagargument einfach nur mundtot machen möchte?
die größte keule, die kollege himmer erst gestern wieder heraus zog, um seinen unmut über eine gegenteilige meinung von mir zu artikulieren, ist- „sie betreiben hier schon wieder parteipolitik!“
na wumm, das hat aber gesessen. ich fühlte mich natürlich sehr beeindruckt, ob der emotionalität die kollege himmer bei dieser feststellung begleitete.

wirklich verstehen oder nachvollziehen konnte ich seinen vorwurf nicht. ja ich bin parteiisch.und ja ich betreibe mit leidenschaft politik. dafür wurden eigentlich auch alle 35 mitglieder des fachgruppenausschusses gewählt. nun genau das zu verweigern, würde einer arbeitsverweigerung gleichkommen.

doch dahinter steckt natürlich mehr, denn natürlich betreibt auch kollege himmer politik. er sagt es nur nicht laut, denn es müsste ihm sonst peinlich sein. kollege himmer betreibt vorrangig klientelpolitik, oder wie er es wohl ausdrücken würde branchenpolitik. das ist ein schöner begriff, er ist so wunderbar schwammig.

branche – was ist das nun?
sind das jene, die eine branche prägen und / oder bestimmen? oder sind das die mitglieder der branche?
für mich ist die antwort klar, ich will die mitglieder der branche = fachgruppe vertreten, das sind fast 8000 menschen. davon sind über 90% EPUs und KMUs. deren interessen will ich vertreten, ich betreibe also interessenspoltik. von diesen liest man zwar nicht so viel in den „branchenblättern“ dieses landes und es ist auch kaum möglich mit diesen schmucke societyfotos in bunten blättern zu generieren, doch da ich einer dieser vielen bin, fühle ich mich dieser gruppe verpflichtet.
wer jedoch die interessen einer minderheit vertritt, der betreibt klientelpolitik. vielleicht ja auch weil er oder sie teil dieser minderheit ist.

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